EINE STARKE STIMME FÜR UNSERE „JUNGEN“ KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN IN ÖSTERREICH
Der Jugendvertrauensrat (JVR) vertritt die Interessen der Lehrlinge und jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Betrieb und hilft bei beruflichen und privaten Problemen. Er wird für zwei Jahre gewählt und ist vor allem eine wichtige betriebliche Mitbestimmungsmöglichkeit für die Lehrlinge. Der Jugendvertrauensrat schaut im Betrieb darauf, dass die Lehrlingsausbildung gut abläuft und trägt dazu bei, die Ausbildung ständig zu verbessern. Um euch einen Einblick betreffend des österreichischen A1 Jugendvertrauensrats zu geben, haben wir uns mit Michelle Müller (Jugendvorsitzende) und Sebastian Wagner (JVR Vorsitzender) getroffen und ein kurzes Interview geführt.
Hallo Michelle, Hallo Sebastian! Danke für eure Zeit und die Möglichkeit mit euch über den A1 Jugendvertrauensrat zu plaudern. Könnt ihr euch zu Beginn bitte kurz vorstellen?
Michelle: Danke für die Einladung, wir freuen uns, hier zu sein. Mein Name ist Michelle Müller, ich habe im A1-Shop gelernt und war selbst zwei Jahre Jugendvertrauensrat. Mittlerweile bin ich seit 2 Jahren Jugendvorsitzende.
Sebastian: Auch ich bedanke mich für die Einladung. Mein Name ist Sebastian Wagner, ich war technischer Lehrling und bin seit 2 Jahren Jugendvertrauensrat. Seit fast einem Jahr bin ich auch Vorsitzender des A1 Jugendvertrauensrats.
Welche Lehrberufe gibt es bei A1 in Österreich und was könnt ihr uns darüber berichten?
Michelle: Es gibt aktuelle zwei Lehrberufe: „Einzelhandel (EHK)“ und „Technik“. Der EHK-Lehrberuf wird heuer das erste Mal ausgesetzt. Wir befinden diesen Lehrberuf zwar als gut, jedoch ist uns in den letzten Jahren immer mehr aufgefallen, dass die Lehrlinge in den Shops als billige Arbeitskräfte gesehen werden. Es wird in den meisten Fällen Druck auf die Lehrlinge bezüglich Verkaufszahlen aufgebaut. Wir werden uns dieses Jahr unter anderem dafür einsetzen, diese Lehre wieder attraktiver zu gestalten und somit auch in dieser Branche nächstes Jahr wieder Lehrstellen anzubieten.
Sebastian: Die Technische Lehre, dauert 3 ½ Jahre und ist, mit all ihren Möglichkeiten und Angeboten, meiner Meinung nach eine der besten österreichweit. In kaum einem anderen Unternehmen, lernt man so viele verschiedene Bereiche kennen und kann sich dann, nach zwei Jahren, für einen bestimmten Fachbereich entscheiden und dort spezialisieren.
Was könnt ihr uns über die A1 Karriere generell erzählen?
Michelle: Wir finden es durchaus schade, dass wir, als eines der größten Unternehmen Österreichs, so wenig Lehrlinge ausbilden. Die Firma hätte unendliche Möglichkeiten, Lehrlinge in verschiedenen Bereichen auszubilden. Büro, Klimatechnik, Marketing, Logistik usw. Wir würden uns für die zukünftige Jugend wünschen, dass die Firma bereit ist, mehrere Wege für junge begeisterte Arbeitssuchende anzubieten. Die aktuelle „1A Karriere“ ist im technischen Bereich auf einem guten Weg. Wir haben sehr viele ehemalige Lehrlinge, die durch ihre Lehre bei A1 sehr gute und erfolgreiche Wege bestritten haben. Das ist eines unserer großen Ziele, welches wir, als Jugendvertretung, in Zukunft weiter forcieren und unterstützen werden.
Vor kurzem fanden die Lehrlingsgala und die Lehrabschlussprüfungen statt. Könnt ihr dazu etwas erzählen?
Sebastian: Bei der Lehrlingsgala, welche von der Berufsschule MFE (Maschinen-, Fertigungstechnik und Elektronik) organisiert wird, werden Lehrlinge ausgezeichnet, die sowohl in der zweiten und dritten, als auch in der vierten Klasse ausschließlich ein „Sehr Gut“ im Zeugnis haben. Allein unser viertes Lehrjahr hat hierbei 16 Diplome erhalten. Natürlich waren auch wir als Jugendvertretung dabei. Bezüglich der Lehrabschlussprüfung haben wir als Jugendvertretung schon vor langer Zeit erreicht, dass Leistung auch belohnt wird. So werden unsere Lehrlinge mit einem Erfolg auch finanziell entlohnt. Für einen guten Erfolg gibt es 100 €, für einen ausgezeichneten Erfolg 200 €. Die Lehrabschlussprüfungen finden auch gerade statt, wobei bei der ersten Gruppe bereits alle bestanden haben.
Was sagt ihr zum diesjährigen KV-Abschluss?
Michelle: Zu allererst freut es uns, dass das diesjährige KV-Verhandlungsteam nicht auf die Lehrlinge vergessen und fast alle Punkte unseres Forderungskatalogs zu 100 % übernommen hat. Die Erhöhung der Lehrlingsentschädigung um über 5 % ist ein guter Erfolg. Mit Bedauern mussten wir jedoch auch feststellen, dass nicht für alle Lehrlinge gut verhandelt wurde. Die Verkürzung der Behaltefrist, die Übernahme der Führerscheinkosten nur für das erste Lehrjahr und so weiter…
Sebastian: Mich persönlich stört, dass die Lehrlinge laut KV-Abschluss die Wahl zwischen Führerschein oder Reisekosten haben. Jedoch konnte bzw. wollte uns diesbezüglich noch niemand genauere Informationen geben. Aber wir werden nicht lockerlassen (lacht). Die Behaltefrist ist unserer Meinung nach der größte Betrug und in keiner Weise eine Verbesserung für unsere jungen Kolleginnen und Kollegen.
Michelle: Zu der Behaltefrist muss man anmerken, dass sich die Österreichische Gewerkschaftsjugend an unserer bisherigen Regelung ein Beispiel genommen und in allen Betrieben eine Verlängerung der Behaltefrist eingefordert hat. Dies wurde auch angenommen. Leider waren wir in der A1 diejenigen, die sich bei diesem Punkt zurückentwickelt haben.
Was hat sich der Jugendvertrauensrat für die Zukunft vorgenommen?
Sebastian: Wie wir bereits vorhin schon erwähnt haben, wollen wir die Lehre innerhalb der A1 noch attraktiver und vielfältiger gestalten. In den nächsten Monaten wird unsere Hauptaufgabe wieder darin liegen, die Lehrlinge, die jetzt ihre Lehre bei uns beenden weiterhin im Unternehmen zu beschäftigen. Sollte dies im gewünschten Bereich nicht der Fall sein, dann werden wir versuchen eben jene, wie bereits in der Vergangenheit, in anderen Abteilungen zu übernehmen.
Michelle: Ich selbst in meinem Bereich - BCT – sehe, wie die Lehrlinge, die in ihrem Wunschbereich keinen Platz bekommen haben, hier eine zweite Chance bekommen, diese auch nutzen und sich gut einleben. In der Logistik und paybox Bank haben wir in der Vergangenheit auch Lehrlinge untergebracht, die dort jetzt einen festen Job nach der Lehre haben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Reiseneder
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